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Die amerikanische Philosophin Kate Manne hat mit ihrem, zuerst 2017 in den USA erschienenen Buch, eine scharfe Analyse patriarchaler Ordnung und ihrer Gewaltförmigkeit vorgelegt. Die Lektüre des Buches kann vielleicht Licht in das Dunkel bringen, warum feministische Kämpfe auf der einen Seite teilweise erfolgreich erscheinen und es nun doch einen ganz deutlichen Meilenstein im Backlash gibt und die Gewalt gegen FLINTAs weltweit zunimmt. Das aktuellste erschütternde Ereignis ist die Entscheidung des Supreme Courts: Am Freitag den 24. Juni 2022 hat der US Supreme Court das 1973 erkämpfte Recht auf Schwangerschaftsabbrüche zurückgenommen und wer das Buch Down Girl gelesen hat, versteht auch die Logik hinter diesen Ereignissen.
Das patriarchale System ist sexistisch und das scharfe Schwert der patriarchalen Ordnung ist die Misogynie: der Hass auf Frauen. Manne bezeichnet die Misogynie als das Exekutivorgan der patriarchalen Ordnung. Es umfasst alle feindseligen gesellschaftlichen Kräfte, mit denen Frauen und Mädchen konfrontiert sind - gerade WEIL sie Frauen und Mädchen sind sowie die Kräfte, die die patriarchale Ordnung in Verbindung mit andern Herrschafts- und Benachteiligungssystemen äußern, die für die jeweilige Frauen oder Mädchengruppe gelten (Rassismus, Klassizismus, Transphobie, Homophobie etc.). Mit Hilfe der Misogynie, die sich in Femiziden, Amokläufen, Catcalling, Niedermachen und Verhöhnen äußert, wird die Abweichung vom weiblichen Rollenverhalten geahndet.
Die amerikanische Philosophin Kate Manne leitet ihre Argumentation anhand vieler Beispiele her, die sich hauptsächlich auf die USA oder Australien beziehen. Dennoch werden die Doppelstandards mit denen weibliches und männliches Verhalten durch Gesellschaft und Justiz bewerten werden deutlich, denn Manne beschreibt ein globales Phänomen in dem ihre Analysetools universell anwendbar sind. Ihr gelingt es, das Prinzip zu verdeutlichen - Unterscheidungsmerkmal ist lediglich der Grad der misogynen Gewalt.
Ihre Analyse ist absolut lesenswert und bietet den ein oder anderen Aha-Moment auch für die feministisch-theoriefeste Leser*in. Das Buch ist ebenfalls empfehlenswert für Personen, die sich von gut strukturierten theoretischen Texten nicht abschrecken lassen und sich eine weitere Ebene der feministischen Analyse eröffnen wollen.