22.11.2017

Emilia Smechowski : Wir Strebermigranten

Hanser Verlag - ISBN: 978-3-446-25683-5 - Preis: 22,00


Als kleines Kind migrierte Emilia Smechowski mit ihrer Familie aus Polen nach Deutschland. Emilia, heute 34 Jahre alt, war noch Emilka als Familie Smechowski Ende der 80er aus Polen durch den Westen in den Urlaub fuhr – und niemals zurückkam. Sie blieben in der Bundesrepublik. In ihrem autobiografischen Debüt „Wir Strebermigranten“ offenbart uns Emilia ihre Familiengeschichte. Sie erzählt vom vehementen  Aufstiegswillen ihrer Eltern, von der Verbannung alles Polnischen aus ihrem Alltag und ihrer anschließenden Befreiung von eben dieser Verbannung.
Die Smechowskis waren eine von hunderttausenden polnischen Familien, die in den 80ern in die Bundesrepublik migrierten und sich „still und leise“ in die bundesdeutsche Gesellschaft einfügten. Aus keinem Land sind in den vergangenen Jahrzehnten mehr Menschen nach Deutschland gekommen. Emilia berichtet, dass keine Bevölkerungsgruppe assimilierter sei: Wenn die ArbeitskollegInnen ihrer Eltern zu Besuch kamen, gab es von Mama zu Hause keine Piroggen aufgetischt, sondern „Mozzarella mit Tomaten“. Wenn Emilia vom Deutschen in die Polnische Sprache wechselte, warf ihr Vater ihr böse Blicke zu. Die taz-Korrespondentin Emilia Smechowski schildert wie sie quasi übernacht zur Deutschen wurde und schamvoll alles Polnische abstreifte: neues Land, neuer Name, neue Identität.  Mühsam emanzipiert sie sich von diesem Assimiliationszwang, fängt an sich für ihre Wurzeln zu interessieren, besucht die polnische Großmutter in der alten Heimat, widmet sich der polnischen Sprache. Schließlich schreibt sie:
„Nun ist meine Tochter in der Familie wahrscheinlich die Einzige in der Familie, die sich über Identitäten mit Bindestrich keine Gedanken macht. Sie geht in einen Kindergarten, in dem die meisten von ihren Eltern nicht auf Deutsch angesprochen werden, sondern auf Japanisch, Arabisch, Türkisch, Russisch oder Spanisch. Am liebsten spielt sie mit Mohammed Yassin, einem Flüchtlingskind aus Marokko. Es schaut also niemand verwundert, wenn ich meiner Tochter beim Abschied ‚na razie, kochanie’ zurufe“.