05.07.2022

Marlene Streeruwitz : Handbuch gegen den Krieg.

bahoe books- ISBN: 978-3-903290-76-1 Preis: 19 Euro


Hört man den NDR Podcast „Streitkräfte und Strategien“ oder schaut in diverse Zeitungen, so gewinnt man Erkenntnisse über Frontverläufe und militärisches Gerät.

 Die Bilder, die wir zu sehen bekommen, zeigen „Menschen im Krieg“ – die immer gleichen, radikal gesetzten Szenen: Männer, die kämpfen und Frauen, Alte und Kinder die fliehen, die vor den Trümmern ihrer zerstörten Häuser weinen und Versorgungsarbeiten leisten. Wer Auseinandersetzung umfassenderer Art sucht, findet sie im „Handbuch gegen den Krieg“ von Marlene Streeruwitz – es kommt zur rechten Zeit.
Erschienen ist das Buch zur Abwechslung in der „Bibliothek des Alltags“ des kleinen österreichischen bahoe books Verlags, obwohl Streeruwitz‘ Hausverlag eigentlich der S.Fischer Verlag ist. Das kritische, nachdenkliche und mehrdimensionale Buch passt jedenfalls sehr gut in das feine Verlagsensemble des Bahoe Verlags. Ein schmaler Band mit einem Umfang von 79 Seiten. Dies sollte selbst für Nichtvielleser_innen machbar sein.
Es sind 33 kürzere und längere Beiträge zum Krieg – kurze Sätze und eine klare Sprache zeichnen die Texte aus. Der erste Beitrag beginnt mit der Überschrift:
„Krieg. Und. Alles ist falsch.“ „Denn Krieg ist gemacht. Krieg ist kein Naturereignis. Krieg ist eine sorgfältig konstruierte Maschine der Gewalt“ (S.5).
In den Titeln der jeweiligen Beiträge verdeutlicht sich die komplexe Sicht auf all das,  was Krieg bedeutet: Krieg als Bühne, Krieg als Handel mit Leben und Tod. Krieg ist die allwissende Erzählung von der Zerstörung. Krieg ist Unterhaltung. Krieg ist Industrie. Krieg ist das letzte Abenteuer. Krieg ist die Institution des Rassistischen. Krieg ist ein Produktionsmittel. Krieg ist die Grammatik der Mächtigen. Krieg ersetzt Vernunft durch Gefühle.

Es sind universelle Fragen zum Krieg, aber die jetzige Situation dient als aktuelles Bezugsmoment. Es sind Machtstrukturen, deren Ursachen Streeruwitz zu fassen versucht.
Marlene Streeruwitz beschreibt diese Strukturen als Machtverteilung in einer patriarchalen Gesellschaftsordnung, in der die bis heute unangefochtene Ordnung das „Männliche“ ist. Aus dieser sehr differenzierten und klaren Sicht bleibt nach der Lektüre die Erkenntnis, dass Krieg eine extreme Herstellung der patriarchalen Ordnung ist.
Dieser kleine Band ist unbedingt lesenswert und hilfreich für die Diskussion über die aktuelle politische Situation.