08.05.2018

Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex 2

Kiepenheuer und Witsch - ISBN 978346205098 - Preis: 22,00


Da ist er wieder, der Protagonist der französischen Gegenwartsliteratur: Vernon Subutex. Diesmal begleitet man ihn nicht durch die verschiedenen Appartements seiner Freund_innen, diesmal begleitet man ihn durch die Plätze der Obdachlosen in Paris.

Auf der Parkbank, obdachlos und krank, angewiesen auf die Unterstützung anderer Straßenbewohner. Hier erfährt man, wo geht es hin in Paris ohne Obdach. Vernons Lebenshaltung ist untertauchen, unbeobachtet bleiben.

Seine Freund_innen und Mitstreiter_innen aus vergangenen Tagen üben aber das Gegenteil: sie suchen ihn, aus unterschiedlichen Gründen: Mitleid, schlechtes Gewissen, Habgier. Alles ist dabei: eine WhatsApp-Gruppe wird gegründet, man trifft sich über Facebook, aber trotz der gemeinsamen Suche ist auch viel Misstrauen im Spiel.

Eine oder einer von ihnen hat Videokassetten, die Subutex gehören, Kassetten auf denen das Testament eines vor kurzem verstorbenen Rockstars aufgenommen wurde. Diese Kassetten und die diversen Interessen der Freund_innen bilden den Takt des Romans.

Durch das Motiv des Suchens bekommt der Roman kriminalistische Spannung.

Die unterschiedlichen Figuren tun ein übriges dazu: vom Pornostar Pamela Kant über den Drehbuchautor bis zum Musikproduzenten, die verlassene und beklaute Freundin, der neoliberale Freund... All diese Leute werden mit scharfer Beobachtungsgabe der Leser_in vorgestellt – eine Art besonderer Laufsteg der französischen Gesellschaft.

In der Beschreibung des skurrilen Suchtrupp steckt eine gehörige Kritik am Individualismus.

Ein Buch über die französische Gesellschaft der Gegenwart – ja. such das. Wenngleich dieser Aspekt im ersten Teil der Trilogie viel stärker war. Dieser 2. Teil ist mehr von der Suche um den Nachlass des Rockstars Lex Blech geprägt – eher eine Detektivgeschichte.

Und Vernon Subutex? Der bleibt wie im ersten Roman – eher stur und leise. Wir dürfen uns auf den dritten und letzten Teil freuen – geschrieben ist er ja schon.